Milchleistungsfutter im Test

Hammeltest

Im Landwirtschaftszentrum Haus Riswick, Kleve, wurden im Auftrag im Rahmen der energetischen Futterwertprüfung neun Ergänzungsfuttermittel für Milchkühe von sieben Mischfutterherstellern geprüft. Ziel dieser Prüfung ist die Bestimmung des Energiegehaltes für das jeweilige Futter auf der Grundlage von Verdauungsversuchen an Hammeln, um anschließend einen Vergleich mit dem vom Hersteller deklarierten Energiewert vorzunehmen. Neben den Gehalten an Rohnährstoffen und der Energie werden zur besseren Beschreibung der Futter auch die Gehalte an Stärke und Zucker sowie NDFom und ADFom ermittelt und dargestellt. Über das methodische Vorgehen im Detail informiert die Übersicht „Ablauf und Methode der Energetischen Futterwertprüfung“ (siehe unten).

Zur Prüfung kamen in den vorliegenden Durchgängen drei eiweißreiche Ergänzungsfutter und sechs Milchleistungsfutter. Die eiweißreichen Ergänzungsfutter sollen einen Proteinmangel in der Grobfutterration ausgleichen. Ihr Einsatz erfolgt deshalb vor allem zu Maissilage reichen Futterrationen. Gemäß Herstellerangaben beträgt der Rohproteingehalt 25,0, 27,5 bzw. 37,0 %. Bei den Futtern RBS MLF SM FuchteEiw. und HeLi Galand Pro-Mix S/V ist Harnstoff in der Größenordnung von 1,0 bzw. 2,0 % zugesetzt, um den Rohproteingehalt zu erhöhen. Die Energieangaben bei den Eiweißergänzernlauten Energiestufe 2, 7,0 MJ bzw. 6,8 MJ NEL/kg. Eine größere Variation zeigen die deklarierten Gehalte an Rohfaser, Calcium und Phosphor. Beim Phosphor ergeben sich insgesamt recht hohe Werte, was durch die Verwendung von P-reichem Extraktionsschroten erklärt werden kann.

Von den sechs geprüften Milchleistungsfuttern sollen drei Futter der Energiestufe 3 angehören. Zwei Futter werden mit einem Energiegehalt von 7,0 MJ und ein Futter mit 7,2 MJ NEL/kg in den Handel gegeben. Die Deklarationen zum Rohproteingehalt bewegen sich zwischen 9,5 und 20 %. Die Angaben zum Gehalt an Rohfaser weisen Werte zwischen 2,2 und 10,4 % auf. Futter mit höherem Energiegehalt zeigen hierbei meistens die niedrigen Rohfaserwerte.

Für alle Futter liegen Angaben zu den kalkulierten Gehalten an nutzbarem Rohprotein ( nXP) und der ruminalen Stickstoffbilanz (RNB) vor, die größtenteils den Sackanhängern entnommen werden konnten. In den übrigen Fällen wurden die Werte beim Hersteller erfragt. Je nach Einsatzzweck ergeben sich variierende Angaben zu den nXP- und RNB-Gehalten der Futter. So schwanken zum Beispiel die nXP-Angaben zwischen 139 und 210 g/kg. Die Informationen bezüglich der RNB-Werte bewegen sich zwischen-6,3 und +25,6 g/kg.

Aus der Tabelle sind die deklarierten Gehalte, die analytisch ermittelten Inhaltsstoffe sowie die am Hammel ermittelten Verdaulichkeiten und die daraus bestimmte Energiestufe der Futter zu entnehmen. Ein Vergleich der von den Herstellern angegebenen Nährstoffgehalte mit den durch die Lufa NRW ermittelten Werten zeigt bei allen Futtern eine gute Übereinstimmung. Diese Aussage gilt auch für die Gehalte an Calcium und Phosphor. Lediglich beim Futter Top Lac Korn von Agrifirm Deutschland, Drentwede, überschreitet der analysierte Ca-Gehalt den deklarierten Wert um mehr als 0,45 %-Punkte, womit die futtermittelrechtliche Toleranz überschritten wird.

Der Gehalt an organischer Masse liegt bei den Prüffuttern zwischen 79,8 und 84,3 %. Der sehr hohe Wert von 84,3 % für das Futter RBS MLF SM FuchteEiw. erklärt sich durch den sehr niedrigen Aschegehalt in Höhe von 4,8 %. Zudem ist das Futter auch noch durch einen geringen Wassergehalt gekennzeichnet.

Die Werte für die Verdaulichkeit der organischen Masse liegen zwischen 76,8 und 91,1 %, womit sehr große Unterschiede zwischen den Futtern gegeben sind. Die beiden Futter, die auf Grund der Verdaulichkeitsmessung der Energiestufe 2 zugeordnet werden, haben eine Verdaulichkeit von 76,8 %. Zwei Futter werden nach der Hammelprüfung in die Energiestufe 3 eingruppiert. Bei diesen Futtern beträgt die Verdaulichkeit der organischen Masse 82,0 bzw. 82,8 %. Beiden übrigen fünf Futtern wird die organische Masse zu 84,8 % bis 91,1 % verdaut, woraus sich Energiewerte ergeben, die eine Eingruppierung in die Stufe > 3 ermöglichen. Insgesamt kann damit bei acht Futtern der deklarierte Energiegehalt durch die Verdaulichkeitsmessung bestätigt werden. Das Futter HeLi Galand Pro-Mix S/V wird in die Energiestufe 2 eingruppiert, womit der angegebene Energiewert von 6,8 MJ NEL/kg nicht erreicht wird und das Futter deshalb zu beanstanden ist. Die Energieermittlung mittels Hohenheimer Futterwerttest und futtermittelrechtlich vorgegebener Energieschätzgleichung führt außer beim Futter Heli Galant Pro-Mix S/V von der Raiffeisen Hellweg Lippe zu einer gleichen Zuordnung zu den Energiestufen.

Angaben zu den analysierten Gehalten an Stärke und Zucker sowie den DetergenzienfasernNDFom und ADFom befinden sich ebenfalls in der Tabelle. Deutlich wird, dass zwischen den Futtern erhebliche Unterschiede in den Kohlenhydratgehalten bestehen. Die eiweißreichen Ergänzungsfutter besitzen meistens einen geringen Stärkegehalt.

Kommentar:

Die vorliegenden Prüfergebnisse zeigen eine große Bandbreite in der Verdaulichkeit der organischen Masse der geprüften Futter, woraus sich die großen Unterschiede im Energiegehalt ergeben. Positiv zu werten ist, dass bei acht Futtern die seitens der Hersteller angegebenen Energiestufen bzw. Energiegehalte bestätigt werden, worin eine hohe Zuverlässigkeit bezüglich der Energieangaben zum Ausdruck kommt.

Futter der Energiestufe 3 haben erfahrungsgemäß eine Verdaulichkeit der organischen Masse zwischen 82 und 84 %. Das Futter MLF 18/3 Spezial der Raiffeisen Westmünsterland, KW Burlo, ist mit einem Wert von 86,6 % deutlich besser verdaulich und kann deshalb in die Energiestufe > 3 eingruppiert werden.

Für das Futter HeLi Galand Pro-Mix S/V beträgt die Verdaulichkeit der organischen Masse 76,8 %.Mit dieser geringen Verdaulichkeit kann ein Futter lediglich in die Energiestufe 2 eingruppiert werden, womit die Energieangabe von 6,8 MJ NEL/kg deutlich unterschritten wird. Gemäß Sackanhänger besteht das Futter zu 83,3 % aus Rapsextraktionsschrot, 8,6 % Getreideschlempe, 4,1 % Weizenkleie sowie 2 % Mineralien. An Zusatzstoffen sind 20 g Harnstoff eingemischt. Auf Basis der Komponenten mäßigen Zusammensetzung und der Energiewerte nach DLG-Futterwerttabelle ergibt sich ein Energiegehalt in der Größenordnung von 6,2 MJ NEL/kg. Auch die in Futtermitteltabellen der DLG dargestellten Verdaulichkeiten der organischen Masse für die verwendeten Komponenten liegen in der Größenordnung von 77 %. Die im Hammeltest ermittelte Verdaulichkeit in Höhe von 76,8 % entspricht demnach den Erwartungen. Der deklarierte Energiegehalt in Höhe von 6,8 MJ NEL/kg ist deshalb als völlig unrealistisch zu betrachten.

Einige Hersteller geben in den ergänzenden Fütterungshinweisen Milcherzeugungswerte (MEW) der Kraftfutter für Energie und Protein an. Solche Angaben sind für die praktische Kraftfutterzuteilung durchaus hilfreich. Wünschenswert sind Angaben auf Basis der nXP-Versorgungsempfehlungen für Milch mit 4,2 % Fett und 3,4 % Eiweiß. Angaben auf Basis des Proteingehaltes sollten nicht erfolgen, da ansonsten die Weiterentwicklung des Proteinbewertungssystems nicht berücksichtigt wird.

Fazit

Basis für die Deklaration des Energiegehaltes von Mischfuttern sollten zunächst die Energiewerte der Einzelkomponenten in Abhängigkeit der Mischungsanteile sein. Mischfutterhersteller mit gut gepflegter Futtermittelmatrix kommen so zu realistischen Energieangaben für die fertigen Mischungen, die über die Verdaulichkeitsmessungen am Hammel bestätigt werden.

Autor: Annette Menke