Kälberaufzuchtfutter und Rindermastfutter im Test

Hammeltest

Im Versuchs- und Bildungszentrum Landwirtschaft Haus Riswick, Kleve, wurden auftragsgemäß im Rahmen der Energetischen Futterwertprüfung zwei Aufzuchtfutter für Kälber und sechs Ergänzungsfutter für die Rindermast geprüft. Ziel dieser Prüfung ist die Bestimmung des Energiegehaltes für das jeweilige Futter auf der Grundlage von Verdauungsversuchen an Hammeln, um anschließend einen Vergleich mit dem vom Hersteller deklarierten Energiewert vorzunehmen. Der detaillierte Prüfungsablauf befindet sich in der Übersicht 1, siehe PDF-Datei unten.

In den vorliegenden Durchgängen wurden acht Futter von sieben verschiedenen Herstellern geprüft. Zwei Futter sind als Aufzuchtfutter für Kälber und sechs Futter als Ergänzungsfutter für die Rindermast deklariert. Die Kälberfutter sollen 18,5 bzw. 19,0 % Rohprotein aufweisen und der Energiestufe 3 angehören bzw. 11,4 MJ ME/kg besitzen. Das Kälberaufzuchtfutter Opticalf der Firma Wübken, Billerbeck, soll laut Herstellerempfehlungen in einem Verhältnis mit Kälberstroh von 2:1 gemischt werden und ab der zweiten Lebenswoche dem Kalb zur freien Aufnahme zur Verfügung stehen, bis ein Verzehr von 1,5 kg erreicht wird. Laut Herstellerempfehlungen erfolgt der Einsatz des Kälberaufzuchtfutters Candy Riswick Ko. der Firma ForFarmers Thesing, Rees, nach individueller Beratung. Die Ergänzungsfutter für die Rindermast sollen einmal zur Energiestufe 2 und fünfmal zur Energiestufe 3 gehören. Die Angaben zu den Rohproteingehalten betragen 20,0, 24,0 und 25,0 %. Die Ergänzer sollen nach Herstellerempfehlung vorwiegend zu eiweißarmen Grundfutter bzw. zu guter (bis sehr guter) Maissilage in Mengen von 2 bis 4 kg oder nach Rationsberechnung und Beratung eingesetzt werden. Wegen des Harnstoffgehaltes in Höhe von 21.000 mg/kg soll das Futter Bullenmast 243 der Agravis Mischfutter Westfalen GmbH, Münster nur an Tieren mit entwickeltem Vormagen gegeben werden und höchstens 30 % des Gesamtstickstoffs in der Tagesration sollten aus Harnstoff-N stammen. Die Angaben zu den Gehalten an Calcium bewegen sich bei den Rindermastfuttern zwischen 1,00 und 1,60 %, bei den Kälberfuttern variieren sie zwischen 0,95 und 1,50 %.

Der Übersicht 2 können die deklarierten Gehalte der Hersteller, die durch die LUFA NRW ermittelten Analysenwerte sowie die im Hammeltest ermittelten Verdaulichkeiten und die daraus bestimmte Energiestufe entnommen werden. Ein Vergleich der analysierten Nährstoffgehalte mit den Angaben der Hersteller zeigt eine gute Übereinstimmung. Die gültigen futtermittelrechtlichen Toleranzen werden in allen Fällen eingehalten.

Die Gehalte an organischer Masse bewegen sich zwischen 78,3 und 82,7 %. Futter mit niedrigen Gehalten an organischer Masse haben meistens erhöhte Rohaschewerte. Hier kommt eine stärkere Mineralergänzung zum Ausdruck.

Wichtig für den Energiewert eines Futtermittels ist vor allem die Verdaulichkeit der organischen Masse, die in den vorliegenden Prüfungen zwischen 74,3 und 88,1 % schwankt. Auf Basis der verdaulichen Nährstoffe können ein Futter in die Energiestufe 2, sechs Futter in die Stufe 3 und ein Futter in Stufe >3 eingruppiert werden. Das Futter BM 25/2 Extra der Firma AgriV Raiffeisen, Borken, weist mit 74,3 % eine geringe Verdaulichkeit der organischen Masse und einen höheren Aschegehalt von 8,6 % auf. Dennoch können die Energieangaben der Hersteller in allen Fällen bestätigt werden. Die Energieeinstufung mit Hilfe des Hohenheimer Futterwerttests und der nach Futtermittelgesetz gültigen Energieschätzgleichungen führt bei den hier geprüften Futtern zu einer gleichen Energiebewertung wie die Verdaulichkeitsmessung am Hammel.

Kommentar

Die Ergebnisse der beiden vorliegenden Durchgänge machen deutlich, dass zwischen Aufzuchtfutter für Kälber und Ergänzungsfutter für die Rindermast qualitative Unterschiede bestehen. Die Verdaulichkeit der organischen Masse beträgt bei den Kälberfuttern 86,8 % und mehr und liegt damit deutlich über den Werten für die Ergänzungsfutter für die Rindermast. Kälberfutter bestehen demnach vorwiegend aus Komponenten mit hoher Verdaulichkeit, was in der Regel Getreideprodukte sind.

Ergänzungsfutter für die Rindermast sollen zum einen zu einer energetischen Aufwertung der Grobfuttersituation führen. Des Weiteren soll ein insbesondere bei Maissilage dominierten Mastverfahren vorhandener Proteinmangel beseitig werden. An dritter Stelle haben Ergänzer zum Ziel, eine Mangelsituation an Mengen- und Spurenelementen sowie Vitaminen im Grobfutter auszugleichen. Hieraus erklärt sich der in aller Regel im Vergleich zu Milchleistungsfuttern deutlich höhere Gehalt an Rohprotein und Rohasche, letzteres bedingt durch höhere Werte für Calcium und Phosphor. Um bei üblichen Einsatzmengen zwischen 2,0 und 3,0 kg je Tier und Tag den Calciumbedarf der Tiere zu decken, sind bei Maissilagefütterung mindestens 1,2 % Calcium im Ergänzer erforderlich. Diese Vorgaben werden von den Futtern Bullenmast 243 und Wübken RM 20/3 nicht erfüllt. Die Agravis Mischfutter Westfalen GmbH, Münster erhöht jedoch die Einsatzmenge auf bis zu 4 kg je Tier und Tag und die Firma Wübken, Billerbeck gibt den Hinweis „auf einen ausreichenden Mineralausgleich zu achten“.

Bei dem Kälberfutter Candy Riswick Ko. beträgt der deklarierte Calciumgehalt lediglich 0,95 %. Hier kann eine ausreichende Bedarfsdeckung der jungen Tiere gefährdet sein. Der Einsatz soll nach individueller Beratung erfolgen.

In den Begleitpapieren bzw. auf dem Sackanhänger sollten klare Empfehlungen zu den Einsatzmengen zu finden sein. Angaben wie zum Beispiel „ nur bis zu 65 % der Tagesration verfüttern“ sind für die konkrete Futterzuteilung nur sehr bedingt geeignet. Für die praktischen Belange wären Kraftfutterzuteilungstabellen in Abhängigkeit des Alters bzw. der Lebendmasse wesentlich geeigneter.

Fazit

Bei den geprüften Kälber- und Rindermastfuttern konnte der deklarierte Energiegehalt in der Prüfung am Hammel bestätigt werden. Zwischen den Futtern bestehen deutliche Unterschiede in der Verdaulichkeit der organischen Masse, was zu unterschiedlichen Energiewerten für die Mischfutter führt. Bei den Futtern ist auf eine ausreichende Mineralisierung zu achten, sodass die Bedarfsdeckung, insbesondere der jungen Tiere, gedeckt ist. Wichtig in diesem Zusammenhang sind vor allem klare Empfehlungen der Hersteller auf den Sackanhängern oder in den Begleitpapieren, um eine konkrete Futterzuteilung gewährleisten zu können.

Autor: Bernadette Bothe