Milchleistungsfutter im Test

Hammeltest

Milchleistungsfutter im Test

In Haus Riswick wurden in der energetischen Futterwertprüfung acht Ergänzungsfuttermittel für Milchkühe geprüft. Ziel dieser Prüfung ist die Bestimmung des Energiegehaltes für das jeweilige Futter auf der Grundlage von Verdauungsversuchen an Hammeln, um anschließend einen Vergleich mit dem vom Hersteller deklarierten Energiewert vorzunehmen. Neben den Gehalten an Rohnährstoffen und Energie werden zur besseren Beschreibung der Futter auch die Werte für Stärke und Zucker sowie für Neutral- und Säure-Detergenzien-Fasern (aNDFom und ADFom) ermittelt und dargestellt. Über das methodische Vorgehen im Detail informiert die Tabelle 1.

In den Prüfdurchgängen wurden acht Ergänzungsfutter für Milchkühe von ebenso vielen Herstellern getestet. Drei Futter, deren Rohproteingehalt 18 und 20 % aufweisen sollen, sind als Futter der Energiestufe 3 deklariert. Die übrigen fünf Futter wurden mit einer Energieangabe von 7,0 MJ NEL/kg an die Landwirte geliefert. Bei diesen Futtern bewegt sich der deklarierte Rohproteingehalt zwischen 19 und 23 %. Hinsichtlich des Rohfasergehaltes bewegen sich die Angaben im Bereich von 7,0 bis 10,9 %. Die Futter der Energiestufe 3 haben die höheren Rohfasergehalte. Die Angaben zu Calciumwerten variieren zwischen 0,60 und 0,85 %, beim Phosphor zwischen 0,45 und 0,65 %.

Bezüglich des Einsatzzweckes sollen die meisten Futter zu ausgeglichenen Grundfutterrationen und nach individueller Beratung eingesetzt werden. Die Futter Deukalac 214 von Deutsche Tiernahrung Cremer und RWZ-Kraft 194 Protect von Raiffeisen Warenzentrale Rhein-Main sollen insbesondere zur Energieabsicherung in der Laktationsspitze zum Einsatz kommen. Ausschließlich beim Deukalac 214 erfolgt die Angabe der Komponenten mit Prozentwerten. Bei allen anderen Futtern werden die Komponenten in absteigender Reihenfolge angegeben.

Aus der Tabelle 2 sind die deklarierten Gehalte, die analytisch ermittelten Inhaltsstoffe sowie die am Hammel ermittelte Verdaulichkeit der Nährstoffe und die daraus bestimmte Energiestufe der Futter zu entnehmen. Ein Vergleich der von den Herstellern angegebenen Nährstoffgehalte mit den durch die LUFA NRW ermittelten Werten zeigt bei allen Futtern eine gute Übereinstimmung. Diese Aussage gilt auch für die deklarierten Mineralgehalte. Die vorhandenen Differenzen liegen alle im Bereich der vom Gesetzgeber erlaubten Toleranzen. Der Gehalt an organischer Masse liegt bei den Prüffuttern zwischen 79,3 und 82,2 %, wobei überwiegend Werte um 80 % ermittelt werden. Der relativ niedrige Wert von 79,3 % beim Futter Deukalac 214 von Deutsche Tiernahrung Cremer, Düsseldorf, ergibt sich vor allem aufgrund des mit 14,1 % leicht erhöhten Wassergehaltes.Die Verdaulichkeit der organischen Masse ist zwischen den Futtern sehr verschieden. Die Werte bewegen sich zwischen 78,3 und 87,0 %. Die aus den verdaulichen Nährstoffen errechneten Energiegehalte führen bei sieben Futtern zu einer Eingruppierung in die Energiestufe 3 und bei einem Futter in die Stufe >3. Damit wird bei sieben Futtern der deklarierte Energiewert bestätigt. Beim Futter Lippe Agrar 20/4 Mais+ beträgt die Verdaulichkeit der organischen Masse 80,9 %. Dies ist zu niedrig, um die deklarierte Energieangabe von 7,0 MJ NEL/kg zu bestätigen. Die Energieermittlung mittels Hohenheimer Futterwerttest und futtermittelrechtlich vorgegebener Energieschätzgleichung führt zu ähnlicher Eingruppierung in die Energiestufen wie über die Verdaulichkeitsmessung. Auch hiernach wird beim Futter Lippe Agrar 20/4 Mais+ die Energieangabe des Herstellers nicht bestätigt.

Angaben zu den analysierten Gehalten an Stärke und Zucker sowie der Detergenzienfasern aNDFom und ADFom können auch Tabelle 2 entnommen werden. Futter mit einer Energieangabe von 7,0 MJ NEL/kg sind in der Regel durch hohe Stärke- und geringere aNDFom-Gehalte gekennzeichnet. Für die Energieschätzung gemäß Vorgaben der Futtermittelverordnung müssen die Gehalte an Stärke und aNDFom bekannt sein.

Kommentar

Sinn und Zweck des Mischfuttereinsatzes ist in erster Linie die energetische Aufwertung der Grobfutterration. Insofern ist der Energiegehalt eines Milchleistungsfutters die wichtigste Kenngröße, die sich aus dem Gehalt an verdaubaren, organischen Rohnährstoffen errechnet. Die Verdaulichkeit der organischen Masse wird maßgeblich durch die Wahl der Futterkomponenten sowie deren Qualität beeinflusst. Aus diesem Grund ergeben sich trotz vergleichbaren Rohnährstoffgehalten zum Teil deutliche Unterschiede im Energiegehalt der Milchleistungsfutter. Beim Futter Lippe Agrar 20/4Mais+ reicht die mit 80,9 % gemessene Verdaulichkeit der organischen Masse nicht aus, um den deklarierten Energiegehalt von 7,0 MJ NEL/kg zu bestätigen. In langjährigen Prüfungen hat sich immer wieder gezeigt, dass Futter der Energiestufe >3 oder 7,0 MJ NEL/kg und mehr eine Verdaulichkeit der organischen Masse von mindestens 85 % erreichen müssen.

Bei den Gehalten an Stärke und aNDFom werden regelmäßig große Unterschiede zwischen den Futtern festgestellt. Stärke und Zucker und die Detergenzienfasern haben großen Einfluss auf die Fermentationsvorgänge sowie auf den pH-Wert im Pansen. Zur Vermeidung acidotischer Zustände ist im Rahmen der Rationsplanung die Berücksichtigung der Kohlenhydratversorgung sehr wichtig. Vor diesem Hintergrund sollten in den Fütterungshinweisen konkrete Informationen zum Stärke- und aNDFom-Gehalt vorhanden sein. Des Weiteren ist zu bedenken, dass im Pansen die Abbaubarkeit der Stärke und die Abbaugeschwindigkeit futtermittelspezifisch sind. Maisstärke wird beispielsweise wesentlich langsamer und weniger vollständig im Pansen abgebaut als Weizenstärke. Vor diesem Hintergrund können sich bei gleichem Stärkegehalt, aber unterschiedlicher Zusammensetzung der Mischfutter sehr differenzierte Verdauungsvorgänge ergeben. Für die Rationsplanung sind deshalb Kenntnisse über die Zusammensetzung des Mischfutters erforderlich. Zur Beurteilung der Futtereigenschaften ist die prozentuale Angabe der verwendeten Komponenten auf dem Sackanhänger vorteilhafter als die alleinige Angabe in absteigender Reihenfolge.

Fazit

Von acht geprüften Milchleistungsfuttern wurde bei einem Futter der deklarierte Energiegehalt nach Verdaulichkeitsmessung am Hammel nicht bestätigt. Die Verdaulichkeit der organischen Masse in diesem Futter war zu niedrig, um einen Energiewert von 7,0 MJ NEL/kg zu erzielen. Ergänzende Angaben zu den Kohlenhydratfraktionen in den Begleitpapieren sind wünschenswert.

Autor: Bernadette Bothe