Milchleistungsfutter im Test

Hammeltest

Im Versuchs- und Bildungszentrum Landwirtschaft Haus Riswick, Kleve, wurden in der energetischen Futterwertprüfung sieben Ergänzungsfuttermittel für Milchkühe geprüft. Ziel dieser Prüfung ist die Bestimmung des Energiegehaltes für das jeweilige Futter auf der Grundlage von Verdauungsversuchen an Hammeln, um anschließend einen Vergleich mit dem vom Hersteller deklarierten Energiewert vorzunehmen. Neben den Gehalten an Rohnährstoffen und Energie werden zur besseren Beschreibung der Futter auch die Werte für Stärke und Zucker sowie für Neutral- und Säure-Detergenzien-Fasern (aNDFom und ADFom) ermittelt und dargestellt. Über das methodische Vorgehen im Detail informiert die Übersicht 1, siehe PDF-Datei unten.

In den beiden vorliegenden Prüfdurchgängen wurden sieben Ergänzungsfutter für Rinder geprüft, von denen vier Futter einen Rohproteingehalt von 19,0 % und drei Futter einen Rohproteingehalt von 20,0 % aufweisen sollen. Der Einsatz dieser Futter soll vor allem zu ausgeglichenen Grobfutterrationen zur Erfütterung zusätzlicher Milchleistungen erfolgen. Bezüglich des Energiewertes soll ein Futter der Energiestufe 3 angehören. Ein Futter wird mit einer Energieangabe von 6,85 MJ NEL/kg und fünf Futter mit 7,0 MJ NEL/kg in den Handel gegeben.

Bei den Angaben zum Gehalt an Rohfaser variieren die Werte in einem Bereich von 6,9 bis 12,0 %. Die Gehaltsangaben beim Calcium bewegen sich zwischen 0,70 und 0,80 %, beim Phosphor zwischen 0,45 und 0,65 %.

Bei allen Futtern konnten die Proteinkennzahlen nutzbares Rohprotein am Darm (nXP) und ruminale Stickstoffbilanz (RNB) den Sackanhängern entnommen oder durch telefonische Nachfrage in Erfahrung gebracht werden.

Ergebnisse

Aus der Übersicht 2 sind die deklarierten Gehalte, die analytisch ermittelten Inhaltsstoffe sowie die am Hammel ermittelten Verdaulichkeiten und die daraus bestimmte Energiestufe für die Futter zu entnehmen. Ein Vergleich der von den Herstellern angegebenen Nährstoffgehalte zeigt eine gute Übereinstimmung mit den durch die LUFA NRW ermittelten Gehalten. Die futtermittelrechtlichen Toleranzen werden eingehalten. Lediglich bei den Futtern Emming Melk Lac und Bova-K 194 M überschreitet jeweils der Rohfettgehalt die gesetzlich vorgegebene Toleranz.

Über alle Futter betrachtet, liegen die Gehalte an organischer Masse zwischen 80,6 und 83,0 %. Für die Verdaulichkeit der organischen Masse werden Werte zwischen 81,6 und 87,5 % ausgewiesen. Die aus den verdaubaren Rohnährstoffen errechneten Energiegehalte führen in fünf Fällen zu einer Eingruppierung in die Energiestufe 3 und bei den übrigen zwei Futtern zu einer Einstufung in die Stufe >3. Somit wird bei allen Futtern der deklarierte Energiewert durch die Verdaulichkeitsmessung bestätigt. Auch die Energieschätzung auf Basis des Hohenheimer Futterwerttests führt bei allen geprüften Futtern zu einer Energiebestätigung.

Der Übersicht 2 können auch die analysierten Gehalte an Stärke und Zucker sowie an aNDFom und ADFom entnommen werden. Diese Größen sind zwar nicht deklarationspflichtig, für eine sachgerechte Rationskalkulation werden sie aber benötigt. Zusätzlich gehen sie teilweise in die Energieberechnung gemäß Futtermittel-Verordnung ein. Bei der Stärke variieren die Werte zwischen 153 und 283 g/kg, beim Zucker zwischen 49 und 78 g/kg. Hohe Stärkegehalte sind in der Regel mit geringeren Werten an aNDFom verbunden.

Kommentar

In den vorliegenden Testdurchgängen ergab sich eine gute Übereinstimmung zwischen den analysierten Nährstoffgehalten und den Angaben der Hersteller. Somit wurden die Lieferabsichten erfüllt und es besteht eine hohe Deklarationstreue. Der Energiegehalt eines Milchleistungsfutters ist in erster Linie abhängig vom Gehalt an verdaubarer organischer Substanz. Diese Größe ist zum einen abhängig von der Wahl der Komponenten und zum anderen von der Qualität der einzelnen Futterchargen selbst. Nur durch eine ausgeprägte innerbetriebliche Wareneingangskontrolle kann letztlich die Qualität der Mischfutter sichergestellt werden.

Grundsätzlich ist zu begrüßen, dass die Hersteller für ihre Futter Milcherzeugungswerte angeben, da so der Einsatzzweck für den Landwirt gut erkennbar ist. Dabei sollten die Werte auf Basis des Energiegehaltes und des Gehaltes an nXP für Milch mit 4 % Fett und 3,4 % Eiweiß angegeben werden.

Die Analysen der Kohlenhydrate Zucker und Stärke zeigen vor allem beim Stärkegehalt große Unterschiede zwischen den Futtern. Der Gehalt an Stärke und auch die Herkunft der Stärke ist für die Beurteilung und Vorhersage von Fermentationsvorgängen im Pansen von größter Bedeutung, gerade für Kühe in der Hochlaktationsphase, in der acidotische Pansenverhältnisse unbedingt vermieden werden sollten. Vor diesem Hintergrund ergibt sich die Forderung nach Angabe der Stärke- und Zuckergehalte in den Fütterungshinweisen, da dann die Auswahl und der Einsatz des Milchleistungsfutters passend zum Grobfutter noch zielgerichteter erfolgen können.

Für eine leistungsgerechte Kraftfutterzuteilung müssen Energieüberschreitungen ebenso vermieden werden wie Energieunterschreitungen. Eine Energieüberschreitung bedeutet in aller Regel einen Luxuskonsum an Kraftfutter. Gerade zum Laktationsende kann dies zu einem übermäßigen Aufbau von Körperreserven führen, deren Abbau zum Beginn der Folgelaktation zu ketotischer Stoffwechsellage führen kann.

Fazit

In diesen zwei ausgewerteten Prüfdurchgängen konnte bei allen sieben Futtern die Energieangabe bestätigt werden, worin die gute Qualität der heimischen Milchleistungsfutter zum Ausdruck kommt. Bei vergleichbaren Rohnährstoffgehalten können erhebliche Unterschiede in deren Verdaulichkeiten bestehen, was zu deutlich differenzierenden Energiegehalten führt. Der Landwirt kann aus einer großen Palette verschiedener Futter ein auf seine Verhältnisse abgestimmtes Futter wählen.

Autor: Bernadette Bothe