Milchleistungsfutter im Test

Hammeltest

Im Versuchs- und Bildungszentrum Landwirtschaft Haus Riswick, Kleve, wurden in der energetischen Futterwertprüfung acht Ergänzungsfuttermittel für Milchkühe geprüft. Ziel dieser Prüfung ist die Bestimmung des Energiegehaltes für das jeweilige Futter auf der Grundlage von Verdauungsversuchen an Hammeln, um anschließend einen Vergleich mit dem vom Hersteller deklarierten Energiewert vorzunehmen. Neben den Gehalten an Rohnährstoffen und Energie werden zur besseren Beschreibung der Futter auch die Werte für Stärke und Zucker sowie für Neutral- und Säure-Detergenzien-Fasern (aNDFom und ADFom) ermittelt und dargestellt. Über das methodische Vorgehen im Detail informiert die Übersicht 1.

Übersicht 1: Ablauf und Methode der energetischen Futterwertprüfung

Probenziehung der Prüffutter: unangemeldet bei Landwirten oder Herstellern in NRW
Prüfumfang je Durchgang: 1 Heugruppe und 4 Versuchsgruppen mit je 5 Hammeln pro Futter
Fütterung: 1.000 g Heu oder
600 g Prüffutter + 400 g Heu pro Tier und Tag
Versuchsdauer: Anfütterung: 14 Tageanschließend Kotsammelphase: 7 Tage
Kot: - wird täglich mengenmäßig von jedem Einzeltier erfasst
- 20 % der Gesamtmenge gelangen zur Untersuchung
Analysen: Rohnährstoffgehalte im Futter und im Kot durch LUFA NRW, Münster
Verdaulichkeit der Rohnährstoffe: a) im Raufutter
b) im Raufutter plus Prüffutter
Energiebestimmung: - aus den verdauten Rohnährstoffen: Einordnung in die Energiestufe
- Vergleich mit Herstellerangabe
Weitergehende Untersuchungen Abschätzung NEL-Gehalt
- auf Basis Rohnährstoffgehalte und Gasbildung, Hohenheimer Futterwerttest ( + )
( + ) Die Gasbildung spiegelt die Fermentationsfähigkeit des Futters im Pansen wider und ist ein indirekter Maßstab für die Energielieferung aus dem Futter. Die Methode wurde an Verdauungsversuchen mit Hammeln geeicht und findet im Rahmen der amtlichen Futtermittelkontrolle Verwendung.

 

In den vorliegenden Durchgängen wurden ein eiweißreiches und sieben ausgeglichene Ergänzungsfutter für Milchkühe geprüft. Die Futter stammen von acht Mischfutterherstellern.

Bei dem eiweißreichen Ergänzungsfutter liegt der Rohproteingehalt bei 36 %. Die Energieangabe des Herstellers lautet 7,0 MJ NEL/kg. Das Futter soll entsprechend der Beratungsempfehlungen eingesetzt werden.

Bei den sieben Milchleistungsfuttern variieren die deklarierten Rohproteingehalte zwischen 18,0 und 20,0 %. Die Futter sind mit Energiegehalten von 7,0 bis 7,2 MJ NEL/kg an die Landwirte geliefert worden.

Bei den Angaben zum Gehalt an Rohfaser variieren die Werte in einem Bereich von 6,9 bis 10,8 %. Die Gehaltsangaben beim Calcium bewegen sich zwischen 0,55 und 0,80 %, beim Phosphor zwischen 0,55 und 1,05 %.

Bei allen Futtern konnten die Proteinkennzahlen nutzbares Rohprotein am Darm (nXP) und ruminale Stickstoffbilanz (RNB) den Sackanhängern entnommen oder durch telefonische Nachfrage in Erfahrung gebracht werden.

Ergebnisse

Aus der Übersicht 2 (siehe PDF unten) sind die deklarierten Gehalte, die analytisch ermittelten Inhaltsstoffe sowie die am Hammel ermittelten Verdaulichkeiten und die daraus bestimmte Energiestufe für die Futter zu entnehmen. Ein Vergleich der von den Herstellern angegebenen Nährstoffgehalte zeigt eine gute Übereinstimmung mit den durch die LUFA NRW ermittelten Gehalten. Die futtermittelrechtlichen Toleranzen werden eingehalten. Lediglich bei den Futtern AVE MF Regio 19 Mais und DEUKA NG 364-S überschreitet jeweils der analysierte Rohaschegehalt die gesetzlich vorgegebene Toleranz.

Über alle Futter betrachtet, liegen die Gehalte an organischer Masse zwischen 78,9 und 82,4 %. Die Verdaulichkeit der organischen Masse variiert in den vorliegenden Prüfungen zwischen 76,4 und 88,6 %.

Bei drei Futtern liegt die Verdaulichkeit in einer Größenordnung von 83,4 bis 86,0 %. Diese Futter erreichen in der energetischen Bewertung die Energiestufe 3. Bei den vier Futtern, die in Energiestufe >3 eingruppiert werden, wird die organische Masse zu 85,3 bis 88,6 % verdaut. Bei den Futtern AVE MF Regio 19 Mais vom Hersteller Raiffeisen Alstätte-Vreden-Epe, Alstätte und DEUKA NG 364-S vom Hersteller Deutsche Tiernahrung Cremer, Düsseldorf können die deklarierten Energiegehalte von 7,1 bzw. 7,0 MJ NEL/kg nicht bestätigt werden, was in der zu niedrigen Verdaulichkeit der organischen Masse von 83,4 % bzw. 76,4 % begründet liegt. Auf Basis des Hohenheimer Futterwerttests und Nutzung der vom Gesetzgeber vorgegebenen Energiegleichung werden die deklarierten Energiegehalte ebenfalls nicht bestätigt.

Der Übersicht 2 können auch die analysierten Gehalte an Stärke und Zucker sowie an aNDFom und ADFom entnommen werden. Diese Größen sind zwar nicht deklarationspflichtig, für eine sachgerechte Rationskalkulation werden sie aber benötigt. Zusätzlich gehen die Gehalte teilweise in die Energieberechnung gemäß Futtermittel-Verordnung ein. Bei der Stärke variieren die Werte zwischen 72 und 285 g/kg, beim Zucker zwischen 45 und 103 g/kg. Hohe Stärkegehalte sind in der Regel mit geringeren Werten an aNDFom verbunden.

Kommentar

In Deutschland haben sich die Beteiligten hinsichtlich der Energieangaben auf ein Energiestufensystem mit Toleranzen von +/- 0,25 MJ NEL/kg verständigt, mit dessen Hilfe der energetische Wert der Milchleistungsfutter angegeben werden soll. Folgende Energiestufen gelten:

  • Energiestufe 2 :          6,2 MJ NEL/kg
  • Energiestufe 3:           6,7 MJ NEL/kg
  • Energiestufe > 3:       ab 7,0 MJ NEL/kg

Nach Herstellerangaben sollen zwei Futter einen Energiegehalt von 7,10 MJ NEL/kg und ein Futter einen Energiegehalt von 7,25 MJ NEL/kg besitzen. Diese Energieangaben konnten in zwei Fällen bestätigt werden. Fünf Futter sollen einen Energiegehalt von 7,0 MJ NEL/kg besitzen. Hiervon konnte nur in vier Fällen der angegebene Wert bestätigt werden.

Aufgrund der gemessenen Verdaulichkeit der organischen Masse von 83,4 % konnte das Futter AVE MF Regio 19 Mais lediglich in die Stufe 3 eingruppiert werden. Der deklarierte Energiegehalt von 7,1 MJ NEL/kg wird um mehr als 0,25 MJ NEL/kg unterschritten. Der eiweißreiche Ergänzer DEUKA NG 364-S weist eine Verdaulichkeit der organischen Masse von nur 76,4 % auf und unterschreitet somit den deklarierten Energiegehalt um mehr als 0,85 MJ NEL/kg. Das Futter wird in die Energiestufe 2 eingruppiert.

Ursächlich ist eine zu geringe Verdaulichkeit. Aus langjähriger Prüfungsaktivität kann abgeleitet werden, dass Futter mit 7,0 MJ NEL/kg eine Verdaulichkeit der organischen Masse von 85 % und mehr aufweisen müssen. Der Energiegehalt eines Milchleistungsfutters ist in erster Linie abhängig vom Gehalt an verdaubarer organischer Substanz. Diese Größe ist zum einen abhängig von der Wahl der Komponenten und zum anderen von der Qualität der einzelnen Futterchargen selbst. Nur durch eine ausgeprägte innerbetriebliche Wareneingangskontrolle kann letztlich die Qualität der Mischfutter sichergestellt werden.

Bei deutlicher Überschreitung des Energiewerts von 7,0 MJ NEL/kg sollte ein Hersteller dieses im Rahmen der Deklaration kenntlich machen, weil dann der Landwirt das Futter wesentlich gezielter einsetzen kann.

Fazit

Bei acht Milchleistungsfuttern wurde der energetische Futterwert durch Verdaulichkeitsmessungen an Hammeln ermittelt und mit den Herstellerangaben verglichen. Bei zwei Futtern konnte der deklarierte Energiegehalt wegen einer zu geringen Verdaulichkeit der organischen Masse nicht bestätigt werden.

Autor: Bernadette Bothe