Grassilagen 2017 - hohe Energie, Stabilisierung der Rohproteingehalte

grassillage_2017
Foto: Anna van Bebber

Trockenheit prägte das Frühjahr 2017. Beginn des Niederschlagsdefizits war schon der Herbst 2016. Auch in den niederschlagsreichen Wintermonaten 2016/2017 gab es nur geringe Niederschlagsmengen. Zusätzlich war das Vegetationsjahr von April bis in die erste Maihälfte hinein von niedrigen Tagestemperaturen und Nachtfrösten geprägt. Besonders in den Mittelgebirgslagen führte dies zu sehr verhaltenem Wachstum auf dem Grünland. Zusammengefasst wurde die Vegetation 2017 stark geprägt durch Frühjahrskälte und Trockenheit.

Vor allem für das Deutsche Weidelgras war die optimale Schnittreife in der Regel ab Ende April gegeben. So sind in den Niederungs- und Übergangslagen die meisten Grünlandbestände Ende April bzw. Anfang Mai unter optimalen Witterungsbedingungen geschnitten und eingefahren worden. Die Schnitttermine sind mit denen der Vorjahre vergleichbar. In den Mittelgebirgslagen hatte das Deutsche Weidelgras in der ersten Maidekade die optimale Schnittreife erreicht. Da zu diesem Zeitpunkt das Wetter sonnig und warm war, konnte auch hier unter optimalen Bedingungen die ersten Schnitte eingefahren werden.

Während in den Mittelgebirgslagen der erste Schnitt besonders durch geringe Ertragsleistung gekennzeichnet ist, ist in den Niederungslagen mit hohen Energiedichten, Rohprotein- und Zuckergehalten in den Silagen zu rechnen. Der frühe Mahdtermin bedingt jedoch auch einen vergleichsweise geringen Rohfasergehalt.

Im Durchschnitt sind die diesjährigen Silagen des ersten Aufwuchses im Vergleich zum Vorjahr mit 40,0 % TM ähnlich trocken (siehe Tabelle 1). 48 % und somit fast die Hälfte aller Silagen liegen oberhalb der anzustrebenden Gehalte von 30-40 % TM. Die Rohaschegehalte sind mit 102 g/kg TM knapp über dem angestrebten Zielwert von weniger als 100 g/kg TM. Die Größen Rohfaser und Säure Detergenzienfasern (ADFom) liegen in diesem Jahr im Bereich der Richtwerte und sind um 10 g/kg TM geringer als im Vorjahr. Die Werte zeigen, dass der überwiegende Teil der Silagen in einem frühen Reifestadium geerntet wurden.

Der mittlere Rohproteingehalt der Silagen hat sich im Vergleich zu den Vorjahren mit 152 g/kg TM etwas stabilisiert. Der Proteinkennwert nXP bleibt mit 138 g/kg TM auf dem Vorjahresniveau, während der RNB-Gehalt mit 2,2 g N/kg TM wieder etwas gestiegen ist. Insgesamt betrachtet resultieren aus den Ergebnissen hohe Energiegehalte von 6,4 MJ NEL/kg TM, womit die hohen Energiegehalte aus den Vorjahren wiederholt werden.

tab._1_naehrstoff_und_energiegehalt_von_grassilagen_2017

In der Tabelle 2 sind die Ergebnisse, ermittelt durch die LUFA NRW, nach Gras- und Ackergrasbeständen aufgeführt. Zusätzlich sind die Spannbreiten bei den Nährstoffgehalten angegeben.

Trockenmasse (TM): Bei den Grassilagen des ersten Schnittes und der Folgeschnitte liegen die TM-Gehalte im Mittel zwischen 40,0 und 42,3 %. Die TM-Gehalte des Ackergrases liegen auf etwa gleichem Niveau. Im Hinblick auf die hohen TM-Gehalte und deren Schwankungsbreite dürfte bei einigen Silomieten ein optimales Verdichten schwierig gewesen sein. Es besteht die Gefahr einer Nacherwärmung, besonders wenn der Vorschub von mind. 1,5 m/Woche im Winter und 2,5 m/Woche im Sommer nicht eingehalten wird.

Rohasche: Die mittleren Aschegehalte der verschiedenen Silagen liegen zwischen 102 und 110 g/kg TM und somit zum Teil deutlich über dem Zielwert von unter 100 g/kg TM. Insgesamt betrachtet liegen rund 52 % aller Befunde darüber. Die Beobachtungen der letzten zehn Jahre zeigen, dass sehr oft mehr als 50 % aber immer mindestens 40 % der in NRW gewonnenen Silagen jedes Jahr einen Aschegehalt von über 100 g/kg TM aufweisen. Es bleibt also weiterhin eine große Herausforderung die Verschmutzung des Futters zu reduzieren.

Rohfaser: Der Rohfasergehalt gibt unter anderem einen Hinweis auf die Schnittreife des Grasbestandes. Für die Energieschätzung wird die Faser über die Größe ADFom berücksichtigt. Angestrebt werden Orientierungswerte von 220-250 g Rohfaser bzw. 250-270 g ADFom je kg TM. Im Mittel liegen die Silagen des ersten Schnitts in diesem Bereich. Die Rohfasergehalte der Folgeschnitte liegen etwas über den Orientierungswerten. Niedrige Rohfasergehalte bei hoher Verdaulichkeit und damit der beste Energieertrag werden in dem Stadium des Ähren-/Rispenschiebens erreicht. Diese optimale Schnittreife wurde in diesem Jahr erreicht. Dies bestätigen auch die ADFom-Gehalte. Bei den ersten Schnitten liegen die ADFom-Gehalte innerhalb der Orientierungswerte für energiereiche Grassilagen. Bei den Folgeschnitten liegen die Gehalte mit 298 g/kg TM oberhalb. Die ADF-Faktion umfasst die schwer verdaulichen Zellwandbestandteile Cellulose und Lignin und -wird in der Energieschätzgleichung mit negativem Vorzeichen bewertet.

Zucker: Die Silagen vom 1. Schnitt weisen durchschnittliche Zuckergehalte von 79 - 93 g/kg TM mit einer Spannbreite von 0 bis 244 g/kg TM auf. Damit sind die Werte der durchschnittlichen Zuckergehalte niedriger als im Vorjahr. Die teilweisen hohen Gehalte können Probleme im Bereich der Nacherwärmung bereiten, besonders wenn zusätzlich noch ein erhöhter TM-Gehalt in den Silagen vorhanden ist und ein zu geringer Vorschub an der Silomiete realisiert wird.

Eiweißkenngrößen: Der mittlere Rohproteingehalt bei den Grassilagen 1. Schnitt liegt bei 152 g/kg TM. Die Spanne reicht von 63-209 g/kg TM. Die Gehalte an nutzbarem Rohprotein (nXP) und RNB sind im Mittel bei 138 g bzw. 2,2 g N/kg TM. Der RNB-Wert der Ackergrassilagen hat sich im Vergleich zum Vorjahr mit 1,3 g N/kg TM wieder etwas stabilisiert. Die Gehalte differieren von -5,1 bis 11,3 g N/kg TM. Die jeweiligen Spannbreiten verdeutlichen, dass die Rationsplanung unbedingt auf einzelbetriebliche Daten basieren sollte.

Energiegehalt: Die zentrale Kenngröße für die Qualitätsbeurteilung eines Futtermittels ist sein Energiegehalt. Im Durchschnitt erreichen die Silagen des ersten Aufwuchses der Dauergrünlandflächen 6,4 MJ NEL/kg TM. Dieser Mittelwert erreicht die Zielvorgabe von mind. 6,4 MJ NEL/kg TM. Von einer energiereichen Silage wird mehr gefressen, sodass zwei Effekte zusammen kommen: hohe Futteraufnahme und hohe Energiekonzentration je kg aufgenommenen Futters eröffnen die Möglichkeit, viel Milch aus dem Grobfutter zu erzeugen. Mit Energiegehalten von 5,9-6,0 MJ NEL/kg TM erweisen sich die bisherigen ausgewerteten Befunde der Folgeschnitte vom Dauergrünland und vom Ackerfutter als weniger energiereich.

Bei den Mengenelementen befinden sich die Mittelwerte in etwa auf dem Niveau der Vorjahre. Die Calciumgehalte haben sich weiter stabilisiert und befinden sich mit 5,9 bis 7,2 g/kg TM auf einem hohen Niveau. Beachtenswert sind auch hier die großen Schwankungsbreiten zwischen den verschiedenen Proben, woraus sich im Rahmen der Rationsberechnung eine sehr differenzierte Ergänzung der Mineralfutter ergeben wird.

Fazit:

Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Energiegehalt der Grassilagen der diesjährigen Ernte etwas erhöht. Weiterhin haben sich die Eiweißkennzahlen wieder stabilisiert und der Zuckergehalt ist gesunken. Die Rohaschegehalte liegen jedoch deutlich über dem Orientierungswert. Durch optimale Einstellung der Erntemaschinen und eine gute Narbenpflege ist der Schmutzeintrag in das Futter zu reduzieren.

tab._2_naehrstoff_und_energiegehalt_von_grassilagen_2017

Autor: Dr. Martin Pries und Bernadette Bothe