Kurzrasenweide für Jungrinder

jungrinderweide

2-jährige Ergebnisse und Erfahrungen im Ökobetrieb Haus Riswick

Die Kurzrasenweide mit mittleren Wuchshöhen von 5 bis 7 cm während der gesamten Weideperiode ist für Milchkühe ein bewährtes Weidesystem, um hohe tierische Leistungen auf der Futterfläche zu erzielen. Stellt sich die Frage, ob diese Weidenutzung auch mit Jungrindern erfolgreich praktiziert werden kann. Darüber hinaus schreibt die EU-ÖKO-VO einen möglichst frühzeitigen Weidegang der Kälber und Jungrinder direkt nach der Aufzuchtperiode ab 4. Lebensmonat vor. Bedenken bestehen von Tierärzten und Praktikern im Hinblick auf eine mögliche Endoparasitenbelastung mit einhergehenden Leistungsdepressionen bei noch jungen, immunschwachen Kälbern und Jungrindern auf der Weide.

Weide- und Tierleistungen sowie Weidefutterqualitäten

Zweijährige Ergebnisse eines Jungrinder-Weide-Versuches im System der Kurzrasenweide im Ökobetrieb des Versuchs- und Bildungszentrums Haus Riswick bestätigen, dass bei optimiertem Weidemanagement auf Basis des Riswicker Weideplaners durch konsequente Flächenzuteilung im Rahmen der Kurzrasenweide sowohl hohe Weideleistungen als auch hohe Tierleistungen erzielt werden können. In beiden Versuchsjahren war die Qualität des Weideaufwuchses hervorragend. Besonders im Frühjahr (Mai) konnte der so genannte Kraftfutter-Charakter der Weide mit einer Energiekonzentration von etwa 7 MJ NEL/kg TM nachgewiesen werden. In Phasen der Trockenheit mit verhaltenem, zum Schossen neigendem Weidefutteraufwuchs wurden immerhin noch 6 MJ NEL je kg Trockenmasse Weide erreicht. Natürlich nehmen Witterungsbedingungen maßgeblich Einfluss auf phasenweise bemerkenswert hohe oder begrenzte tierische Leistungen. Im Durchschnitt beider Versuchsjahre wurden Zunahmen von gut 800 g je Tier und Tag erzielt. Dieses Wachstum ist erforderlich, um eine ausreichende Lebendmasse zur ersten Kalbung im Alter von 24 bis 26 Monaten zu erzielen. Ein frühes Erstkalbealter ist demnach auch mit Weidegang unter Kurzrasenweidebedingungen zu erzielen. Voraussetzung hierfür ist ein den Witterungs- und Wachstumsbedingungen angepasstes Weidemanagement.

Gesundheitsmanagement

Alle Jungrinder wurden in beiden Versuchsjahren zur Endoparasiten-Prophylaxe im Rahmen von jeweils 5-tägigen Kuren im Frühjahr vor Weideauftrieb und im Herbst nach Weideabtrieb mit homöopathischen und phytotherapeutischen Einzelmitteln behandelt. Kotuntersuchungen auf Basis von Sammelproben nach Weideabtrieb jeweils im Herbst beider Jahre ergaben bei den Rindern mittel- bis hochgradige Endoparasiten-Belastungen, die den Tieren jedoch offensichtlich nicht schadeten. Den Weidetieren war während beider Weideperioden ein hochgradiger Magen-Darm-Wurmbefall nicht anzusehen. Aufgrund der Kenntnis, dass vergleichsweise sehr junge, immuninstabile Kälber/Jungrinder besonders Endoparasiten gefährdet sind und die Gefahr von Leistungseinbußen besonders groß ist, werden zukünftig entsprechende Kurbehandlungen deutlich engmaschiger, auch während der Weideperiode, erfolgen. Ebenso werden zur besseren Klärung und Gefahreneinschätzung zukünftig generell tierindividuelle Kotproben im Frühjahr und Herbst analysiert.

(Anne Verhoeven, Dr. Clara Berendonk und Dr. Martin Pries, Landwirtschaftskammer NRW, Versuchs- und Bildungszentrum Haus Riswick)